Man bekommt diese Gelegenheit nicht alle Tage. Und wird sie einem einmal gewährt, dann gebietet es der Anstand, dass man sich dafür bedankt. Was ich hiermit tun will. Unbeschadet meiner etwas getrübten Beziehung und eher geringen Wertschätzung für den Verursacher. Ich bedanke mich also in aller Form bei der türkischen Regierung, dass sie mir Gelegenheit gibt, an dieser Stelle – und damit vor aller Welt – zu demonstrieren, dass man humanistische Bildung auch durch Suchmaschinen erlangen kann.
Die Ausgangslage: Nachdem es monatelang eher heimlicher Unterstützer war, greift ein Nato-Mitglied in den Kampf gegen den IS ein, wofür es allenthalben von anderen Nato-Mitgliedern und insbesondere von den USA ausdrücklich gelobt wird. Als sich dann herausstellt, dass dieser Gesinnungswandel vor allem dazu benutzt wird, um die Kurden im eigenen Land und auch außerhalb der Landesgrenzen gezielt anzugreifen, wird die türkische Regierung sehr freundschaftlich ermahnt, doch die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren. Was auch immer das bedeutet.
So ermuntert, weitet die türkische Regierung seinen Kampf gegen Kurden auch auf den Vorsitzenden der HDP aus, der kurdischen Demokratischen Partei der Völker, und lässt laut Zeitungsmeldungen Anklage wegen Volksverhetzung und Kontakt zur Kurdischen Arbeiterpartei PKK erheben. Die Reaktionen von den anderen Nato-Partnern fallen wie sonst im Fall Israel aus. Will sagen, es werden zwar wieder ein paar mahnende Worte in Mikrofone gesprochen. Aber niemand zeigt sich wirklich gemüßigt, Erdogan und seine Politik zu kritisieren, ihn gar unter Druck zu setzen.
Und das ist jetzt der Moment, um mit meiner humanistischen Bildung aufzutrumpfen. Um nämlich als Erklärung für dieses Verhalten zu sagen: Quod licet Iovi, non licet bovi! Was etwas frei übersetzt nichts anderes heißt, als dass dem Erdogan erlaubt ist, was irgendeinem Rindvieh noch lange nicht erlaubt. Also zum Beispiel irgendwelchen Kurden oder anderen Volksgruppen, mit denen man keine Wirtschaftsbeziehungen von Bedeutung hat.