Große Vorbilder

Mindestens zwei besonders herausragende Beispiele gibt es aktuell. Sie besagen, dass man nur den Mut haben muss so richtig anzuecken, wenn man etwas erreichen möchte. Wenn man Erfolg haben will. Man muss Menschen vor den Kopf stoßen. Andere beleidigen. Lügen. Ob man nur Mut dazu braucht oder auch noch andere Eigenschaften, weiß ich nicht. Vielleicht sind auch noch komplette Verblödung oder eine psychische Störung notwendig. Eventuell eine total verkorkste Jugend. Jedenfalls scheint das Prinzip bei zwei Männern zu funktionieren. Der eine ist gerade dabei, sich sein persönliches osmanisches Reich zu kreieren. Mit Todesstrafe und allem drum und dran. Der andere ist auf dem besten Weg, ein Gefängnis ganz nach seinen Wünschen bauen zu können, das 9 Millionen Quadratkilometer groß ist.

Das weckt Begehrlichkeiten. Das will man auch haben. Weshalb ich ja neulich schon ein bisschen angefangen hatte. Erst nur mal ganz vorsichtig. Man muss ja nicht gleich übertreiben. Habe mich nur etwas über Menschen mokiert, die einem Trend hinterher laufen. Allerdings war der Erfolg mehr als mäßig. Offensichtlich war ich zu vorsichtig. Oder ich habe einfach die falsche Frisur. Jedenfalls haben die Massen noch nicht einmal virtuell die Fahnen geschwenkt. Um die Wahrheit zu sagen, es hat mir kein Einziger zugejubelt.

Und dann gab es Ereignisse, die mich davon abhielten, Menschen zu beleidigen und zu diskriminieren, andere zu belügen. Weil mir die Worte fehlten. Und ich muss zugeben, dass mir inzwischen die Motivation etwas abhanden gekommen ist. Wenn ich mir anschaue, was man tun muss, um in die Schlagzeilen zu kommen, bin ich mir nicht mehr so ganz sicher, ob ein Leben in der Masse und als Unbekannter nicht vielleicht doch die erträglichere Variante ist. Wenn man das Wort „anständig“ nicht für unanständig hält. Nicht, dass ich nicht das Potential hätte. Aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich nicht alle Spiegel abhängen müsste, wenn ich auch so erfolgreich wäre, dass alle von mir sprechen.

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