Es war Kordeo. Der Delfin. Der Freund. Mit dem sie schon lange Nächte in der Nähe der großen Felsen verbracht hatte. Geschichten hatten sie sich da erzählt, aus ihrem Leben, von ihren Freunden, den Schiffen und den Menschen. Kordeo, der schon einmal ein Mädchen, das nicht schwimmen konnte und von einer übermütigen Welle hinausgetragen worden war, an das Ufer zurückgebracht hatte. Aber nie davon sprach. Es war der Delfin, wegen dessen viele Menschen an den Strand kamen, weil er so herrliche Kunststücke machte, auf ihre Kinder aufpasste und sie mit seinen Kapriolen zum Lachen brachte.
Kordeo, bist du verrückt geworden, schrie Sax, du hättest mich umbringen können, ich hätte ein Schleudertrauma bekommen können, einen Leberriß, eine Gehirnerschütterung!! Der Delfin verlangsamte die Fahrt, hob den Kopf ein wenig aus dem Wasser und sah Sax nur mit unendlich traurigen Augen an. Entschuldige, sagte Kordeo, entschuldige, sagte er, ich habe dich nicht gesehen. Ich wollte dir nicht weh tun und dich auch nicht erschrecken. Hast du aber, geiferte die Möwe, weil ihr immer noch das Herz bis zum Halse schlug. Bist du denn total verrückt geworden, sagte Sax, du bist doch sonst nicht so!
Ich bin so traurig und so wütend, sagte der Delfin, deshalb bin ich so aus dem Wasser geschossen. Es tut mir leid. Ist ja schon gut, brabbelte Sax, wenn es dir nicht gut geht, hättest du mir das allerdings auch anders sagen können. Es ist ja gar nicht wegen mir, sagte Kordeo leise, es ist wegen Celi. Was ist mit ihr, fragte Sax und ließ sich auf dem Wasser nieder, direkt vor Kordeos großen Augen. Sie ist tot, sagte der Delfin so leise, dass es fast von der trägen Brandung übertönt wurde. Tot? Sax schluckte und tat so als wären die Tropfen, die plötzlich an ihrem Schnabel runter liefen, noch von der Fontäne.
Tot, sagte Kordeo und brauchte keine Fontäne um die dicken Tropfen zu erklären. Sie ist in eine Schiffschraube gekommen, sagte der Delfin. Das ganze Meer war rot, sagte er, überall war ihr Blut, und ich konnte ihr nicht helfen. Kordeo und Sax schwiegen nicht, weil sie nicht mehr sprechen wollten. Sie schwiegen, weil sie nicht mehr sprechen konnten. Weil sie keine Worte mehr hatten und keine Stimmen. Und auch die Brandung schwieg. Die Blätter der Palmen ließen sich nicht mehr kitzeln. Die bunten Vögel hatten sich auf dem Strand niedergelassen und standen starr wie Steine.
Und das Wasser und der Himmel trennten sich voneinander. Tiefrot war der Himmel geworden, das Wasser schwarz wie in seinen tiefsten Tiefen. Und sogar der Wind hinter den Dünen wagte nicht sich zu bewegen. Die Zeit rann wie feiner Sand dahin, Tag um Tag, Woche für Woche, Monat um Monat, Jahr für Jahr. Und Kordeo und Sax schwiegen, starrten auf das Wasser. Sie hoben auch nicht die Köpfe als plötzlich die nackten Zehen einer Frau den Sand aufwirbelten und ihr weißes Kleid einen hellen Fleck in den roten Himmel zeichnete.
(Fortsetzung folgt)