Lern was Anständiges. Haben sie damals immer gesagt. Wenn ein junger Mensch auch nur andeutete, dass er vielleicht gerne Schauspieler werden würde, Musiker, Bühnenbildner. Oder – schlimmster Fall – Schriftsteller. Was waren das für kluge Leute. Und vor allem so weitsichtig. Ja, geradezu hellseherisch. Sie haben so recht gehabt.
Denn Kultur ist was wunderbares. Dieses ganze Zeug. Also Literatur, Kino, Theater, Malerei, Skulpturen. Auch wenn man meistens nicht weiß, was einem da jemand sagen will. Mal abgesehen von Pornos und Action-Filmen. Doch erst wenn es zu einer Pandemie gekommen ist, erfährt man wirklich, welchen Stellenwert die „Kultur“ für einen Staat hat.
Erstens ist sie nicht systemrelevant. Und da kann ja ein Staat nichts dafür. Das wurde halt einfach so festgelegt. Weshalb dann erst einmal Airlines, Autohersteller, Möbelhäuser, Fußballvereine und andere systemrelevante Konzerne und Betriebe gerettet werden müssen. Denn so lange Filme gestreamt werden können, ist ja auch irgendwie für Kultur gesorgt. Und außerdem sind die meisten Künstlerinnen und Künstler sowieso gewohnt, am Existenzminimum zu leben.
Reicht doch völlig, wenn demnächst mal wieder ein paar Kultur-Preise per Video-Konferenz vergeben werden. Da wei0 die Welt da draußen, dass wir immer noch das Volk der Dichter und Denker sind. Weshalb wochenlang Theater, Konzertsäle, Clubs, Kinos, Galerien und Museen einfach mal geschlossen werden konnten, ohne dass sich jemand großartig was dabei gedacht zu haben scheint. Mit Ausnahme von Kulturstaatsministerin Grütters. Sie will für Künstler Anträge auf Hilfeleistungen etwas einfacher gestalten.